Antonio di Canova, 1859
ursprünglich Nischenfigur der Glyptothek
Antonio Canovas Arbeit schätze König Ludwig I. sehr. Seine Skulptur „Hebe“ (Göttin der Jugend) entfachte Ludwigs Begeisterung für die Bildhauerei. Als Widnmann am Standbild Canovas arbeitete, diente ihm ein Selbstbildnis Canovas als Vorbild für die Skulptur, die er im Auftrag des Königs anfertigen durfte. Ludwig I. besuchte Widnmann häufig in seinem Atelier, um das Fortschreiten der Arbeit zu beobachten – er liebte die Kontrolle der künstlerischen Arbeiten. Und oftmals brachte der königliche Besuch einige Änderungswünsche mit sich.
Einem Brief von Widnmann an König Ludwig I. von Bayern vom 10. April 1856 ist Folgendes zu entnehmen:
„E.K.M. äusserten bei der allergnädigsten Besichtigung des Entwurfes der mit allerhuldvollst aufgetragenen Statue Canovas den Wunsch, dass statt des angebrachten Emblems der von Canovas Hand herrührenden, in der Glyptothek befindlichen Statue der Venus, der in derselben Sammlung vorhandene Statue des Paris beigegeben werde. Da ich kein heiligeres Streben kenne, als die Wünsche E.M. zu erfüllen, so bemühe ich mich diese Abänderung an meiner Skizze vorzunehmen, bin jedoch zu der Überzeugung gelangt, dass es nach den Gesetzen künstlerischer Komposition, unmöglich ist, diese Embleme zu vertauschen, ohne den ganzen Rhythmus der gegenwärtigen Komposition zu zerstören. Gestatten mir E.K.M. meine Gründe in tiefster Ehrfurcht anzuführen. Als ich den Auftrag erhielt, die Statue Canovas herzustellen, stand die ganze Komposition gleich fertig vor meinen Augen. Ich dachte mir ihn mit der rechten Hand auf einem Postament gestützt, die Linke leicht in die Seite gestützt, das Haupt sinnend nach oben gewendet. Als Beigabe, und um ihn kenntlich zu machen wollte, ich auf dem Postamente eine seiner Arbeiten aufstellen, gleichsam als wenn er unter der Arbeit einen Augenblick ruhte. Ich wählte von vornherein gleich die Venus, indem sie mir zur Gruppierung des ganzen am besten zu passen schien, und zugleich als ein in dem selben Gebäude, an welchem die Portraitstatue angebracht werden konnte. Soll nun statt dieser Statue des Paris angebracht werden, so ist die Harmonie des Ganzen gestört, und da die Grundbedingungen geändert sind, so ließe sich dieses nicht leicht bewerkstelligen, ohne die ganze Figur zu verändern, respektive anders zu denken.“
Widnmann erarbeitet das Modell, die Ausführung in Marmor wurde Arnold Hermann Lossow übertragen und 1857 fertiggestellt.
"... was wollte ich armer Teufel sagen?"
so schrieb Widnmann in seinen Erinnnerungen über die Tatasche, das König Ludwig I. zwar interessante Aufträge vergab, aber sich dann oft so sehr in die künstleriche Arbeit einmischte und am Ende gar das Beste der bildhauerischen Arbeit, das Umsetzten und Übertragen des Modells in Marmor, an einen anderen Bildhauer übertrug. Wie bei Widnmanns Canova, Bologna und Michelangelo für die Glyptothek geschehen.